Literatur am Abend
(von B. v. Stern)
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Als "eines unserer jährlichen Highlights"
kündigte die Schulleiterin Dagmar Görting die Veranstaltung am Donnerstagabend
in der Integrierten Gesamtschule Mainspitze an: Es war wieder Zeit für "Literatur
am Abend", gestaltet von Schülerinnen und Schülern der 10. Klassen und
ihrem Inspirator Nevfel Cumart. Der Lyriker und Erzähler Cumart, 1964 in Deutschland
geboren, Herkunft türkisch, mit mehreren Literaturpreisen ausgezeichnet, kommt
nun schon das dritte Jahr an die Schule. Er leitet dort eine sogenannte Schreibwerkstatt,
in der er die Jugendlichen ermuntert, eigene Texte zu verfassen über Themen, die
sie bewegen. Die Schreibwerkstatt im 10. Schuljahr ist Bestandteil des Schulprogramms
der IGS Mainspitze. An vier Vormittagen hat Cumart mit den Schülern gearbeitet
und nun wurden die Ergebnisse des kreativen Schreibens in einer Abendlesung vor Mitschülern,
Eltern und Lehrern in der Aula der IGS vorgestellt.
Seine Methode mit verschiedensten Inspirationen
zu arbeiten, das sind z.B. eigene Gedichte oder solche von anderen Dichtern, Ideen-Cluster,
kurze aktuelle Zeitungsmeldungen oder kleine Meditationen zu bestimmten Themen, bewährt
sich immer wieder und das Ergebnis sind dann anrührende, witzige oder auch nachdenkliche
Texte, die Aufschluss darüber geben, was junge Menschen bewegt. Natürlich
war die Liebe ein wichtiges Thema, aber auch die Hilflosigkeit eines Behinderten, der
Tod, die Heimat oder das Phänomen einer exorbitanten Handy-Telefonrechnung wurden
in kreativen Texten bearbeitet. Und dass es den jungen Schreibern "Spaß
gebracht" hat, wie Cumart meinte, davon zeugte ein spontaner Applaus der Schüler.

Cumart hatte sich für die Gestaltung
des Abends etwas Besonderes ausgedacht. Er las anfangs eigene Gedichte vor, und zwar
in Deutsch, und ließ sie dann von Ömer, einem Schüler der IGS, in Türkisch
vortragen. Auf diese Weise bekamen die Gedichte, in denen Cumart von seinen Eltern,
deren Heimat in Anatolien und seinem eigenen Aufwachsen in Deutschland, diesem Leben
in zwei Welten, erzählt, einen besonderen Reiz. Der Dichter sieht sich als "Wanderer
zwischen zwei Kulturwelten", das Sinnbild der "Brücke", die er
schlägt zwischen seiner Herkunft, dem Land seiner Eltern, und seiner Heimat, Deutschland,
ist immer wieder, aber besonders in seinen frühen Gedichten Thema. Cumart zeigt
bei aller Nachdenklichkeit immer Zuversicht, eine positive Grundeinstellung zu den
menschlichen Sorgen und Nöten sowie eine gute Portion Selbstironie. Humorvoll
erzählt er von typisch deutschen Äußerungen zu einem, der in Deutschland
aufgewachsen ist und der, wie er sagt, selbst Plattdeutsch problemlos verstehe: "Ah,
du Türke!" oder "Wo du kommen her aus Türkei?" So etwas nennt
Cumart schmunzelnd "Tarzandeutsch".




Die Schülertexte werden wieder in einer
Dokumentation herausgegeben und können teilweise auch auf der Homepage der Schule
nachgelesen werden. (www.igsmainspitze.de)
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